ICH HABE MICH IN DIE PISTEN VERLIEBT!
Ein Bericht von Hannah B.
Als ich mich entschieden habe, einen Auslandsaufenthalt zu machen, war mir sofort klar, dass ich nach Kanada möchte. Wichtig war mir auch, dass ich zu einem Ort gehe, an dem ich Skifahren kann. Somit landete ich am 31. August in Nelson, einer kleineren Stadt im Westen Kanadas. Schon Anfang November fing es dort an zu schneien und ich konnte es kaum erwarten, dort in der Nähe der Rockymountains Skifahren zu gehen. Sobald das Skigebiet öffnete, war ich dort jedes Wochenende, an jedem freien Tag und in den Ferien zu finden. Ab dem ersten Tag habe ich mich komplett in den Schnee und in die Pisten verliebt. In Nelson gab es aber noch eine andere Besonderheit: das Freeriden! Dies bedeutet, dass man nicht auf präparierter Piste fährt, sondern dass man im Tiefschnee zwischen den Bäumen fährt. Diese „Pisten“ wurden vorher natürlich auch gesichert. Es machte so viel Spaß, dass ich immer häufiger dort, zwischen den Bäumen, Ski gefahren bin. So ist dieses tolle Bild mit mir und einer Freundin im Tiefschnee entstanden. Jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin und mir Freunde Bilder vom Schnee schicken, der gerade wieder anfängt in Nelson zu fallen, bekomme ich wieder Heimweh nach dem Skifahren in Kanada …
Eines meiner Schulfächer in Kanada war Kochen und Backen. Dieses Fach hat mir super viel Spaß gemacht und ich hab viel gelernt, da ich in Deutschland nie richtig gekocht habe. Ende des Semesters haben wir in diesem Fach eine kleine Koch-Show gemacht. Das Technikfach filmte uns während wir verschiedene Challenges meisterten und uns ins Finale kochten. Zum Finale bekamen wir eine extra Schürze geschenkt, welche ich immer noch besitze. Einen Gewinner gab es beim Finale nicht, aber um das Gewinnen ging es auch nie.
Weihnachten in Kanada war das beste Weihnachten, das ich je erlebt habe! Anfangen tut dieses Weihnachtsgefühl schon, wenn der erste Schnee fällt, aber auch wenn man einen Tannenbaum kauft. Da ich wusste, dass viele in Kanada ihren Tannenbaum selbst schlagen, fragte ich eines Tages meinen Gastvater, ob wir das auch tun. Er bejahte. Ungefähr eine Woche später erzählte er mir, dass wir abends den Tannenbaum schlagen würden und uns alle im Keller treffen, um die Sägen und eine Axt zu holen. Also zog ich mich warm an, mit Mütze, Schal und Handschuhen, und ging in den Keller. Dort angekommen standen mein Gastvater und meine Gastschwester in normaler Kleidung und hielten eine Säge und einen großen Karton. Langsam realisierte ich, dass wir keinen Tannenbaum schlagen werden. Dafür durfte ich dann den Karton aufsägen und ein künstlicher Tannenbaum wurde sichtbar.
Auch die Weihnachtstage waren sehr lustig, wir machten viel als Familie zusammen. Am 25. Dezember wurden meine spanische Gastschwester und ich von unserer kleinen Gastschwester früh morgens geweckt. Wir packten alle zusammen unsere Geschenke aus und frühstückten groß. Eines meiner Geschenke von meiner Gastfamilie war ein weihnachtlicher Porzellananhänger, auf dem wir alle zusammen – mein Gastvater, meine Gastmutter, meine Gastschwester, meine spanische Gastschwester und ich – aufgemalt waren. Nachmittags fuhren wir Schlitten und kamen dann auf die Idee, alle im Bikini in den Schnee zu gehen und eine Schneeballschlacht zu machen. Das war sehr lustig. Danach wärmten wir uns alle mit Tee und noch warmem Kuchen auf. Abends spielten wir ein paar lustige Spiele, bei denen man quer durchs Haus rannte. Dieses Weihnachten werde ich nie vergessen!
Der letzte Tag in Nelson war einer der bis jetzt traurigsten Tage in meinem Leben. Ich hatte nicht richtig realisiert, dass ich am nächsten Morgen wieder zurück nach Deutschland musste. „Zuhause“ kann man hier an dieser Stelle nicht richtig sagen, da ich zu dem Zeitpunkt zwei „Zuhause“ hatte, das in Kanada und das in Deutschland. Als ich mich an diesem letzten Tag nachmittags von meinen Freunden in unserem Stamm-Café verabschiedete und dann abends zum letzten Abendessen mit meiner Gastfamilie kam, hatten sie für mich eine kleine Überraschung vorbereitet. Sie machten mein Lieblingsessen und hatten eine deutsche Schokoladentorte gekauft, welche natürlich keinesfalls deutsch war, jedoch wurde sie dort in Kanada als typisch deutsch verkauft. Auch wenn ich fast den ganzen Abend geweint habe, weil ich so traurig war Nelson zu verlassen, haben wir an diesem letzten Abend noch viel gemeinsam gelacht und an unsere gemeinsamen Erlebnisse gedacht.