Liebe Frau Brenner, ich bin nun schon wieder seit zwei Wochen in Deutschland. Es war ziemlich stressig die letzten Tage (vor allem wegen Schule), deswegen komme ich auch erst jetzt zum Schreiben. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Idee, wo ich mit dem Schreiben beginnen soll. Ich könnte wahrscheinlich weit über vier Stunden hinaus über meinen Auslandsaufenthalt schreiben und erzählen, was ich alles erlebt habe, aber das würde sich definitiv zu sehr in die Länge ziehen, deswegen erwähne ich am besten nur das, was für andere Leser am Interessantesten ist. (Auch wenn es schwer ist, weil man so viel Schönes erlebt hat und man gar nicht weiß, was man als Erstes erzählen soll.) Meine Zeit in Neuseeland war unglaublich toll. Der Flug ist die erste Hürde, aber ich kann versichern, dass der Rückflug viel schlimmer ist, als der Hinflug. Dementsprechend vergeht der Hinflug trotz der vielen Stunden relativ schnell. Wenn man dann in Auckland ankommt, ist man schon dort begeistert von allem. So war es jedenfalls bei mir. Die Leute, die Landschaft, das Land an sich – Neuseeland ist so toll und beeindruckend!!! Die Vorbereitungstage in der größten Stadt Neuseelands fand ich persönlich sehr gut, um erste Eindrucke zu bekommen und sich noch einmal etwas zu erholen, bevor man dann weiterreist und seine Gastfamilie kennenlernt. Ich war mehr als nur aufgeregt und den ganzen Flug nach Christchurch kreisten meine Gedanken darum, was ich alles sagen könnte, um in ein Gespräch zu kommen und ob meine Gastfamilie zu mir passen würde und, und, und. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Gedenken vollkommender Schwachsinn waren, die Familie war perfekt für mich! Besonders jetzt vermisse ich die Abende, in denen wir alle im Wohnzimmer gemütlich zusammen saßen oder ich mit meinen Gastgeschwistern und den Hunden irgendeinen Blödsinn veranstaltet habe. Ich vermisse nicht nur die ganzen Leute, die ich dort kennengelernt habe, sondern auch das Land an sich. Neuseeland hat eine unheimliche Spannbreite an Landschaften, von Bergen, Gras- und Hügellandschaften bis hin zum Meer und das alles auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche. Die Schule war ebenfalls spitze. Mit 1800 Schülern gehörte meine Schule (Rangiora High School) zu den größten Schulen in ganz Neuseeland und den tollen Ruf kann ich nur bestätigen. Die Lehrer sind hilfsbereit und supernett (wie eigentlich jeder in da drüben) und man lebt sich ziemlich schnell ein. Ich habe sofort Anschluss gefunden. Man lernt unglaublich viele tolle Leute kennen und schließt ebenso schnell Freundschaften, wenn man sich auf das Ganze nur ein wenig einlässt. Man gehört einfach direkt dazu. Mir gefällt die Art und Weise, wie die Menschen dort leben, einfach richtig gut und am liebsten würde ich sofort wieder zurück. Man kann sich gar nicht entscheiden, welcher Tag der schönste war, weil es so viele davon gab! Ich war einfach jeden Tag gut gelaunt und die Atmosphäre dort ist genauso gut. Heimweh? – Überhaupt nicht, weil man weder Zeit noch das Bedürfnis hat, Deutschland zu vermissen. Mit dem Englisch sprechen kam ich auch leicht zurecht und selbst wenn man mal Schwierigkeiten hat, wird einem einfach geholfen. Als ich zu Handschuhe versehentlich einmal als „handshoes“ bezeichnet habe, wurde es quasi zum Insider „handshoes“ statt „gloves“ zu sagen. Man nimmt es einfach mit Humor und ich musste bei Versprechern oder sonstigen Missgeschicken mit den anderen einfach mit lachen, weil ich es genauso witzig fand. Schule läuft so viel anders ab, als in Deutschland. Alles ist viel entspannter und jeder ist viel glücklicher. Selten – eigentlich nie – sieht man jemanden, der schlecht gelaunt oder genervt ist. Sobald die Sonne scheint (und die schien da extrem oft), geht man mit Freunden in der Mittagspause auf das Field (ein riesiger Rasensportplatz, auf dem Rugby und ein paar andere Sportarten nach der Schule trainiert werden), auf dem auch noch unzählige andere Schülergruppen sitzen und hat einfach superviel Spaß. Ich habe teilweise sogar draußen Unterricht gehabt, weil das Wetter so angenehm schön war. Am Wochenende ist man ständig unterwegs, erlebt neue Sachen mit Freunden oder verbringt einen gemütlichen Tag zu Hause mit der Gastfamilie, wenn man ab und zu doch einmal etwas runterkommen möchte. An einem Tag kann man ins Gebirge Ski fahren und am nächsten am Strand entlangreiten oder sogar surfen gehen. Man hat einfach extrem viele Möglichkeiten und teilt so schöne Erlebnisse mit anderen Leuten. Besonders schätze ich eben auch diese Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit, die an der Ostküste einfach an der Tagesordnung sind. Diese drei Monate, die ich dort verbracht habe, waren bis jetzt, die besten in meinem Leben und nach dem Abi möchte ich direkt wieder dorthin. Ich wünschte, ich hätte länger bleiben können, aber wenn die deutsche Schule nicht mitspielt, hat man da eben keinen Einfluss drauf. Ich würde trotzdem jedem empfehlen, so lange wie möglich zu bleiben und am besten direkt für ein ganzes Jahr zu gehen. Ich kann nur wiederholen, dass ich diese Erfahrung nie vergessen werde und es wohl die beste Entscheidung war, die ich in meinem Leben bisher getroffen habe. Also ein herzliches Dankeschön an Sie und Ihr Team! Sie haben das schließlich möglich gemacht, nichts hätte besser laufen können. 🙂 Ganz liebe Grüße, Josie.